Kurkuma rückt immer stärker in den Fokus der medizinischen Forschung. Das orange-gelbe Gewürz hat nämlich vielfältige positive Auswirkungen auf die Gesundheit. Gleichzeitig ist es für die Kleinbauern auf Sri Lanka immer schwerer, mit dem Anbau von Kurkuma zu überleben.
Als wir im Januar dieses Jahres auf Sri Lanka waren, fragten wir Kurkumabauer Gunarath Banda, was er sich für die Zukunft wünscht. Ohne Zögern sagte er: „Einen besseren Preis für Kurkuma!“ Die Antwort verwunderte uns ein bisschen, weil auf Sri Lanka die Speisen zu jeder Tageszeit mit dem orange-gelben Gewürz verfeinert werden und damit die nationale Nachfrage nach Kurkuma extrem hoch sein müsste. Ist sie auch! Verwendet wird allerdings importierte Billigware aus Indien und Taiwan, so dass Gunarath darauf angewiesen ist, seine Kurkuma ins Ausland zu verkaufen. Glücklicherweise ist er Mitglied bei PODIE. Die sri-lankische Fair-Handels-Organisation bezahlt 450 Rupien (2,73 Euro) fürs Kilogramm getrocknete Bio-Kurkuma. Das ist 50 Prozent mehr als auf dem lokalen Markt üblich. Den Preis hat PODIE gemeinsam mit den Kurkumabauern bestimmt. Er liegt zwar über den Produktionskosten, ist aber für ein ruhiges Leben zu gering. Gerne würde PODIE ihren Mitgliedern einen höheren Kurkumapreis bezahlen. Möglich ist das allerdings nicht, denn es fehlen die Kunden! Deshalb hoffen Gunarath und die anderen PODIE-Kurkumabauern, dass es in Zukunft im Ausland einen Run auf das orange-gelbe Superfood geben wird.
Weil Gunarath weiß, dass die Deutschen nicht mit Kurkuma kochen und wegen des kalten Wetters keine Kurkuma kultivieren, hat er uns inmitten seines Kurkumafelds in den Kurkumaanbau eingeführt: „Jedes Jahr im März stecke ich Setzlinge in die Erde. Zehn Monate später kann ich dann Kurkuma ernten. Toll dass ihr gerade jetzt hier seid. Es ist nämlich Kurkumaerntezeit!“ Gefallen hat uns Gunaraths Kurkumafeld nicht. Die 90 Zentimeter hohen, großblättrigen Stauden hingen müde herum und sahen fast ein bisschen welk aus. Wie wir erfuhren, ist das ein Zeichen für Erntereife, wobei nicht die Pflanzen selbst, sondern ihre Wurzelstöcke das Wertvolle sind. Kurkumapflanzen gehören zur Familie der Ingwergewächse. Wie Ingwer, so ist auch Kurkuma ein stark verzweigtes Rhizom, das unter der Erde wächst und, sobald es reif ist, vorsichtig von den Bauern ausgegraben wird. Ein Wurzelstock wiegt zwei bis drei Kilogramm und hat eine intensive, orange-gelbe Farbe. – Kein Wunder, dass Kurkuma auch Gelbwurz genannt wird!
Direkt nach der Ernte muss Gunarath die Rhizome vom Erdreich und den Wurzeln befreien. Dann kocht er sie 20 Minuten lang über dem offenen Feuer und legt sie zum Trocknen für eine Woche in der Sonne aus. Während des Trocknungsprozesses verlieren die Rhizome 75 Prozent ihres Gewichts und färben sich Außen braun. Nun muss Gunarath die äußere, braune Schicht wegpolieren und kann dann endlich seine Kurkuma an PODIE verkaufen. Weil die getrockneten Rhizome sehr hart und schwer zerkleinerbar sind, kommt Kurkuma vor allem pulverisiert in den Handel. Hergestellt wird das Kurkumapulver in der PODIE-eigenen Verarbeitungsanlage und findet seinen Weg in europäische Weltläden entweder pur verpackt oder als Hauptbestandteil von Currypulver.
Kurkuma hat einen erdig-herben, pfeffrigen Geschmack und ist auch in getrocknetem Zustand orange-gelb. Das etwas bittere Gewürz passt hervorragend zu Fisch, Meeresfrüchten, Huhn, Rindfleisch, Linsen und jede Art von Currys. Wegen ihres Orange-Gelbs wird Kurkuma auch als billiger Safranersatz verwendet, und sie findet sich unter der Bezeichnung E 100 als Färbemittel in Senfen, Margarinen, Käsen und Gebäck. Natürlich färbt Kurkuma nicht nur Speisen orange-gelb, sondern auch Kochlöffel, Ablageflächen und Schälchen. Aber keine Sorge! Weil Kurkuma nicht lichtecht ist, verblasst die Farbe in der Sonne wieder vollständig!
Für die orange-gelbe Farbe ist das in Kurkuma enthaltene Curcumin verantwortlich, das neben der kolorierenden auch vielfältige gesundheitsfördernde Wirkungen hat. Manche bezeichnen Kurkuma sogar als Universalheilmittel und das orange-gelbe Rhizom rückt immer stärker in den Fokus der Forschung. Allein im Jahr 2015 wurden über 1200 Fachpublikationen zu den gesundheitlichen Aspekten von Kurkuma veröffentlicht und sie lesen sich vielversprechend.
Neben antiseptischen, schmerzlindernden, gallentreibenden, antioxidativen und cholesterinsenkenden Wirkungen zeigen verschiedene Studien, dass Curcumin auch Entzündungen hemmt. Aus diesem Grund empfiehlt die Weltgesundheitsorganisation (WHO), Rheuma mit Kurkuma zu behandeln. Wissenschaftler konnten nämlich nachweisen, dass Curcumin bei rheumatoider Arthritis das Abschwellen der Gelenke positiv beeinflusst, gegen Morgensteifigkeit hilft sowie die Gehfähigkeit verbessert.
Auch dem Thema „Kurkuma und Krebs“ widmen sich weltweit zahlreiche Forscher. Sie konnten in verschiedenen Untersuchungen belegen, dass Curcumin gegen Krebs wirkt, indem es die Transformation normaler Zellen zu Krebszellen verhindert, das Immunsystem stimuliert, die Entstehung und Ausbreitung von Metastasen hemmt sowie den Körper bei der Zerstörung mutierter Krebszellen unterstützt. Gesicherte Erkenntnisse über diese positiven Wirkungen liegen bislang für Haut-, Darm-, Brust-, Lungen-, Prostata und Gebärmutterkrebs vor.
Weiterhin soll ein regelmäßiger Konsum von Kurkuma die Gedächtnisleistung fördern und das Risiko senken, an Alzheimer zu erkranken. Es wird davon ausgegangen, dass Alzheimer aufgrund von Ablagerungen und Plaques zwischen den Nervenzellen im Gehirn entsteht. Und genau diese Plaquebildung kann Curcumin verhindern, so das Ergebnis einer Studie der University of California. Unterstützung findet dieses Untersuchungsergebnis in der Tatsache, dass Alzheimer in Indien nur selten auftritt. Die Inder konsumieren nicht nur täglich Kurkuma, sie verbrauchen 80 Prozent der Welt-Kurkumaernte!
Wird Curcumin als Therapeutikum verwendet, sollte dies in Absprache mit einem Arzt erfolgen. Will man mit Curcumin Krankheiten vorbeugen, dann sollte man pro Tag einen Teelöffel Kurkuma konsumieren. Allerdings ist Curcumin schlecht wasserlöslich und wird deshalb vom Körper nicht gut absorbiert. Aus diesem Grund ist Kurkuma immer in Öl oder in einem fetthaltigen Milchprodukt einzunehmen, am besten gewürzt mit einer Prise Pfeffer. Das im Pfeffer enthaltene Piperin steigert nämlich die Bioverfügbarkeit von Curcumin um 2000 Prozent. Nebenwirkungen hat Curcumin übrigens nicht und es ist auch bei hoher Dosierung ungefährlich.
Nach Blogposts zu den Themen Gewürze, Zimt, Muskatnuss und Pfeffer ist dieser Kurkuma-Artikel der fünfte Blogbeitrag einer achtteiligen Gewürzreihe. In den folgenden Blogposts erzählen wir von unseren Besuchen bei weiteren sri-lankischen Kleinbauern, die Kardamom, Gewürznelken und Vanille produzieren.
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