Im Osten Kenias befindet sich im kleinen Ort Tabaka eine der wichtigsten Speckstein-Fundstätten der Welt. Der so genannte Kisii-Stein fühlt sich geschmeidig an und bricht beim Bearbeiten nicht, weshalb er sich speziell für die Herstellung von Kunsthandwerk eignet. In kleinen Werkstätten schnitzen die Familien Tabakas aus Speckstein sehr schöne Dekoartikel, die die kenianische Fair-Handels-Organisation Undugu exportiert. Undugu ist Suaheli und bedeutet Solidarität.
Ignasius Motondi hat Glück. Unter seinem Grundstück lagert Speckstein. Er hat Erdreich abgetragen und seinen Garten in einen kleinen Steinbruch verwandelt. Mit Hammer und Stemmmeißel schlägt er Speckstein-Blöcke aus seiner Tagebaumine, um sie dann zu verkaufen. „Tabaka ist nicht nur in Kenia für seinen Speckstein bekannt, sondern auch weltweit. Weil Tabaka im Kisii-County liegt, nennt man unseren Speckstein auch Kisii-Stein. Im Ort gibt es mehrere kleinen Steinbrüche wie meinen. Wir alle arbeiten manuell. Niemand besitzt Maschinen, um den Speckstein abzubauen“, erzählte Ignasius, während er uns stolz seine Mine zeigte.
Reiner Speckstein besteht zu 100 Prozent aus Talg. Er ist weiß und so weich, dass man ihn mit dem Fingernagel ritzen kann. Oft ist dem Talg Magnesit oder Pennin beigemengt, was den Speckstein härter macht und farblich verändert. „Kisii-Stein gibt es in Weiß, Pink, Grau und marmoriert und er ist stark mit unserer Kultur verwoben. Unsere Ahnen nutzten Götterfiguren aus Speckstein in religiösen Zeremonien. Und auch heute noch verwenden wir im Alltag Gebrauchsgegenstände aus Speckstein wie Teller, Zahnputzbecher und Seifenschalen. Manche verzieren ihre Häuser mit Speckstein und er ist in Tabaka die wichtigste Einkommensquelle. Fast alle hier leben vom Speckstein“, ließ uns Ignasius wissen.
Von Minenbesitzern wie Ignasius kaufen die Familien Tabakas Speckstein-Blöcke, um dann daraus in ihren kleinen Werkstätten Kunsthandwerk für Kenias Souvenirshops und den Export herzustellen. Robert Nyanchoka ist Steinmetz und sein Arbeitsplatz befindet sich auf seinem Grundstück unter einem improvisierten Schattendach. Seine Haut von herumfliegenden Speckstein-Splittern weiß gesprenkelt, unterbrach er sein rhythmisches Klopfen und lud uns ein, näher zu kommen: „Weil Speckstein so weich ist, lässt er sich leicht bearbeiten. Die Männer sind fürs Grobe zuständig. Wir sägen die Blöcke klein und geben dann dem Speckstein mit Macheten, Hacken und Messern die Form. Ich stelle vor allem Tassen, Vasen und Dosen her, denen meine Ehefrau Josefin den Feinschliff gibt.“
Bei einem Bummel durch Tabaka zweigt sich vor allen Häusern und in allen Innenhöfen das gleiche Bild: Männer, die sägen, klopfen und hämmern und Frauen, die die Werkstücke der Männer in Wasser mit Schmirgelpapier glatt schleifen und dann auf Hochglanz polieren. Lediglich eine Tätigkeit führen beide Geschlechter aus: das Bemalen der Steinwaren mit leuchtenden Farben. „Manche Kunden bevorzugen unsere Speckstein-Produkte naturbelassen und manche bemalt. Ich habe mich aufs Bemalen spezialisiert, weil ich dafür eine besondere Gabe habe. Die Farben sind lösungsmittelfrei und lichtecht. Ich entwerfe eigene Designs und erhalte konkrete Designs von meinen Kunden,“ erklärte uns Josephat Mauti, während er ein Einhorn auf einen Handschmeichler malte.
Ein wichtiger Kunde von Josephat, Josefin und Robert ist Undugu. Die kenianische Fair-Handels-Organisation arbeitet in Tabaka mit 48 Familien zusammen. Undugu vermittelt den kleinen Werkstätten Aufträge aus aller Welt und bezahlt einen überdurchschnittlichen Stücklohn. „Einen Teil des Geldes erhalten die Kunsthandwerker und Kunsthandwerkerinnen bei Bestellung und nicht erst bei Lieferung der Ware. Das ist vor allem zu Beginn des Schuljahres wichtig, wenn sie für ihre Kinder die Schulgebühren bezahlen und Schuluniformen und Schulmaterialien kaufen müssen. Außerdem geben wir Designberatung und bieten für die Steinmetze und Poliererinnen Workshops an“, begeisterte sich Undugu-Geschäftsführer Fred Masinde. Wir standen mit ihm im Undugu-Lager umgeben von unzähligen Speckstein-Dekoartikeln wie Schalen, Kerzenständern, Christbaumschmuck, Glücksbringern und Herzen, manche für deutsche Weltläden beschriftet mit den Wörtern Frieden, Hoffnung und Mut.
Weil er sich geschmeidig anfühlt und einen speckartigen Glanz hat, nennt man Speckstein Speckstein. Wegen seiner geringen Härte ist Speckstein nicht wetterfest, weshalb sich die Steinwaren ausschließlich zum Verschönern von Innenräumen eignen. Für den Export stellen die Familien Tabakas vor allem kleine Dekoartikel her, die leicht transportierbar sind. Bei unserem Spaziergang durch den Ort haben uns auch die größeren Speckstein-Skulpturen fasziniert, insbesondere kniehohe Löwen, Elefanten, Nashörner, Büffel und Leoparden. Die Big Five haben wir nämlich live in der Maasai Mara bestaunt!
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