Durch das nächtliche Kandy ziehen jedes Jahr im August beleuchtete Elefanten, traditionelle Tänzer, Trommler, Stelzenläufer, Peitschenknaller und Fackelläufer. Die Esala Perahera ist Sri Lankas wichtigstes buddhistisches Fest. Wenn sie korrekt durchgeführt wird, wirkt Buddhas Zahn Wunder.
Heute Nacht ist August-Vollmond! Während davon im deutschen Frankfurt kaum jemand Notiz nimmt, herrscht im 8.000 Kilometer entfernten Kandy Ausnahmezustand. In der sri-lankischen Stadt findet nämlich alljährlich in der August-Vollmondnacht die farbenprächtigste Prozession der Esala Perahera statt. Wir haben das Spektakel letztes Jahr erlebt und waren zwei von 300.000 Besuchern! Um toll fotografieren zu können, setzten wir uns bereits um 12:00 Uhr an die Prozessionsroute. Acht Stunden schweißtreibenden Wartens folgten, in denen es minütlich schwerer wurde, den ergatterten Platz zu behaupten. Nun gut, unser Platz war einer der besten: Wir saßen direkt vor dem Zahntempel!
Im Zahntempel wird Sri Lankas wichtigste Reliquie aufbewahrt, ein Zahn Buddhas. Er soll bei der Einäscherung Buddhas übrig geblieben sein und gelangte etwa 310 nach Christi über verschlungene Wege auf die kleine Insel im Indischen Ozean. Heute ruht der heilige Zahn in einem goldenen Schrein, der jeden August-Vollmond in einer glanzvollen Prozession durch Kandys Straßen getragen wird. Die Esala Perahera ist Asiens größtes Fest zu Ehren Buddhas. Wenn sie gelingt, wirkt der Zahn Wunder, und es wird Regen zur rechten Zeit und eine gute Ernte geben!
Die Esala Perahera dauert 15 Tage. Zwischen Neu- und Vollmond gibt es zehn Prozessionen und mit jeder Nacht, in der der Mond wächst, wächst auch der Glanz des Umzugs. Zur Vollmond-Prozession kommen die meisten Zuschauer, darunter Politiker, Adlige, buddhistische Mönche, Globetrotter, Fernsehleute, Journalisten und Sri Lanker aus sämtlichen Teilen der Insel. Alle warten gespannt auf den Prozessionsbeginn, der minutengenau von einem Astrologen glückverheißend vorhergesagt wird. Letztes Jahr war es um 20:09 Uhr endlich so weit und der Hauptelefant Nedungamuwe Raja setzte seinen Vorderfuß auf die oberste Treppenstufe des Tempelportals. Der Hauptelefant hat bei der Esala Perahera die wichtigste Position inne. Er ist in edelsteinbesetztes Brokat gekleidet und trägt auf seinem Rücken den goldenen Schrein mit einer Kopie der Zahnreliquie. – Aus Sicherheitsgründen verbleibt das Original im festlich beleuchteten Tempel des Zahns.
Peitschenknaller machen ohrenbetäubend auf den Beginn der Prozession aufmerksam. Sie führen den Umzug an und ebnen schnalzend das Terrain. Es folgen Feuerwerker, die mit selbstgebastelten Feuerbällen wilde Lichtspuren in die Nacht zaubern. Dumpfe Trommelschläge und klagende Flötenklänge liegen in der Luft. Würdevoll schaukelt Elefant Nedungamuwe Raja den Reliquienschrein durch die magische Stadt. Entlang seines Weges erheben sich die Gläubigen mit gefalteten Händen. Es ist ein kurzer Moment des ehrerbietigen Innehaltens, denn schon folgen Stelzenläufer, Tellerjongleure und Tänzer, die uralte Schrittfolgen auf den Asphalt legen. Alle tragen prunkvolle Kostüme wie vor tausend Jahren, die einen erahnen lassen, wie prachtvoll es einst am singhalesischen Königshof zuging.
Neben Nedungamuwe Raja stapfen 100 weitere Elefanten im Wiegeschritt bei der Vollmond-Prozession mit. Sie sind ebenfalls in glitzernd bestickte Gewänder gekleidet, die mit Hunderten von LEDs versehen sind. Die Lichtfarbe gibt Auskunft über ihre Tempelzugehörigkeit, denn in Kandy gibt es nicht nur den Zahntempel, sondern auch vier buddhistische Kultstätten zu Ehren der vier kommunalen Schutzgottheiten. So gehören die gelb illuminierten Elefanten zum Natha-Tempel, während die Vishnu-Elefanten blau, die Kataragama-Elefanten rot und die Pattini-Elefanten golden leuchten. Die Angehörigen des Pattini-Tempels bilden im Prozessionszug immer die letzte Gruppe und einzig unter ihnen befinden sich Frauen, weil Pattini eine Göttin ist. Dass die Esala Perahera so männerlastig ist, liegt daran, dass traditionelle Musik und traditioneller Tanz auf Sri Lanka Männersachen sind. Emanzipation und Esala Perahera passen nicht zusammen. Soll sie erfolgreich sein, muss die Esala Perahera schließlich so verlaufen, wie es die Statuten seit Jahrhunderten vorgeben!
Letztes Jahr endete die Prozession um 0:16 Uhr. Acht Stunden warten mit anschließendem vierstündigem Prozession-Gucken – der vergangene August-Vollmond war für uns tief beeindruckend und anstrengend zugleich. Wir hoffen, dass auch in diesem Jahr die Esala Perahera gelingt, so dass es genügend regnen wird und Zimtbauer Gamini, Muskatnussbauer Mahinda, Pfefferbauer Thilakasiri, Kurkumabauer Gunarath, Kardamombauer Suduhakuru, Gewürznelkenbauer Wijesinghe, Vanillebauer Gedara und Kokosnussbauer Rasika eine gute Ernte einbringen können.
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