Bwindi-Nationalpark: Schutz der Berggorillas

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Weil die Berggorillas vom Aussterben bedroht waren, wurde zu ihrem Schutz 1991 der Bwindi-Nationalpark eingerichtet. Heute sind sie DAS Highlight einer Uganda-Reise, denn es ist ein außergewöhnliches Erlebnis, die zotteligen Menschenaffen in freier Wildbahn zu beobachten.

Am Rand des Bwindi-Nationalparks waren wir mit Francis Odongo verabredet. Er ist Ranger und wartete bereits mit drei Scouts auf uns. Und so wanderten wir zu sechst in den wuchernd-grünen Bergregenwald hinein. Wir mussten immer wieder über knorrige Wurzeln steigen, unter riesigen Blättern durchschlüpfen, über Bächlein balancieren, auf klitschigen Pfaden bergauf und dann wieder steil bergab gehen. Bwindi Impenetrable Forest – undurchdringlicher Wald – ist der korrekte Name des Schutzgebiets. Während Francis Aufmerksamkeit unserer Trittsicherheit und Kondition galt, suchten die Scouts nach Fußspuren, abgeknickten Ästen und frischem Kot. Nach zwei Stunden blieben sie stehen und zeigten auf schwarze Fellbüschel etwas entfernt unten auf dem Waldboden: Berggorillas!

Berggorillas und Menschen stimmen zu 98 Prozent genetisch überein

„Bitte setzt eure Masken auf. Berggorillas haben zu 98 Prozent ein identisches Erbgut wie Menschen. Ob Corona, Grippe oder Ebolafieber, wir Menschen können die Berggorillas anstecken und genau das muss vermieden werden“, klärte uns Francis auf. Maskentragend und unsere Kameras fotografierbereit schlichen wir uns auf sieben Meter an die Menschenaffen heran. Gorillas gibt es nur in Afrika und die Unterart der Berggorillas ausschließlich im ugandisch-ruandisch-kongolesischen Grenzgebiet. Wegen Waldrodungen, Wilderei und Tierhandel ging ihr Bestand in den 1980er Jahren auf 250 zurück und sie waren vom Aussterben bedroht. Um die Berggorillas zu schützen, wurde im Südwesten Ugandas 1991 der Bwindi-Nationalpark eingerichtet. Heute sind die zotteligen Tiere ein Touristenmagnet und für die meisten ausländischen Gäste der Hauptgrund, das ostafrikanische Land zu besuchen.

Eine Habituierung dauert mehrere Jahre

Im Bwindi-Nationalpark leben aktuell etwa 50 Berggorilla-Familien, von denen 22 habituiert sind. Francis gehört nicht zu den Rangern, die Touristen zu den habituierten Tieren führen. Vielmehr arbeitet er eng mit Wissenschaftlern zusammen, die das Verhalten der Primaten erforschen, sie im Krankheitsfall behandeln sowie an Menschen gewöhnen. „Am Anfang sind die Berggorillas scheu und manchmal auch aggressiv. Sie laufen weg und verstecken sich. Wir setzen uns stundenlang hin und warten, bis ihre Neugier siegt und sie zurück in unsere Nähe kommen. Eine Habituierung dauert einige Jahre, wobei es nicht das Ziel ist, die Berggorillas zutraulich zu machen. Im Gegenteil: Sie sollen die Menschen als friedliche Waldbewohner wahrnehmen, von denen keine Gefahr ausgeht. Wir sind heute bei einer zehnköpfigen Berggorilla-Familie, die wir seit einem halben Jahr an Menschen gewöhnen.“ Nach Francis kurzer Einführung wurden wir für mehrere Stunden Teil der Habituierung.

Berggorillas sind gute Esser

Allabendlich, wenn es dunkel wird, bauen sich Berggorillas zum Schlafen aus Blättern und Ästen ein Nest. Mit Tagesanbruch werden sie aktiv und verbringen die meiste Zeit mit Fressen. Es hat etwas Beruhigendes, die Menschenaffen beim genüsslichen Verzehren von Blättern, Zweigen, Rinden und Früchten zu beobachten. Uns hat ganz besonders der Appetit des Familienoberhaupts begeistert, eines knapp zwei Meter großen Silberrückens, der täglich etwa 30 Kilogramm pflanzliche Kost vertilgt. Er hat mehrere Frauen, die mit einem Meter fünfzig wesentlich kleiner sind und am Tag nur 20 Kilogramm Nahrung brauchen. Aber egal welchen Geschlechts, im Berggorilla-Alltag wechseln sich Fress- und Ruhephasen ausgewogen ab.

Es macht riesigen Spaß, Berggorillas zu beobachten

Völlig unvermittelt raschelte es im Baum über uns und wir entdeckten ein weiteres Weibchen mit Baby auf dem Rücken. Wie niedlich! In den ersten Wochen braucht das Kleine viel Fürsorge und ist ständig bei seiner Mami. Seine älteren Halbgeschwister begannen sich zeitgleich im Dickicht zu balgen, fast so, als wollten sie sich vom jüngsten Familienmitglied nicht die Schau stehlen lassen. Und dann fanden die Aktivitäten auf einmal ein Ende und wir hatten Zeit, Details wahrzunehmen: Die Fingernägel der Berggorillas, die unseren gleichen und mit denen sie Pflanzenfasern aus Zahnzwischenräumen pulen. Außerdem ihre braunen, wachsamen Augen, großen Nasenlöcher, langen Arme und beim Silberrücken sein grau-schimmerndes Fell auf dem Buckel. Er ist mit fast 40 Jahren der älteste der Gruppe! Ob alt oder jung, die Berggorillas waren uns gegenüber weder ängstlich noch aggressiv. Der Tag mit unseren nahen Verwandten war unglaublich friedlich und ein ganz außergewöhnliches Erlebnis. Er verging nur viel zu schnell.

Gorilla-Trekking schafft Arbeitsplätze

Zurück in der Zivilastion gab uns Francis noch Einblick ins Gorilla-Trekking: „Bis wir zu der Familie, bei dir wir heute waren, Touristen lassen, wird noch einige Zeit vergehen. Wenn sie dann mal als habituiert eingestuft ist, erhält sie ein Mal am Tag für genau eine Stunde von maximal acht Touristen Besuch. Um die Tiere möglichst wenig zu stressen, gibt es beim Gorilla-Trekking strenge Regeln, die eingehalten werden müssen. In der Hauptsaison einen freien Platz in einer geführten Tour zu ergattern, ist schwierig. Deshalb muss man sich frühzeitig bei der Uganda Wildlife Authority um ein Permit kümmern. Billig ist das nicht! Mit einem kleinen Teil der Einnahmen aus dem Gorilla-Trekking werden umliegende Gemeinden unterstützt. Der große Teil fließt in den Unterhalt des Bwindi-Nationalparks, darunter Löhne. Ob Ranger, Scouts, Träger, Sicherheitspersonal oder Fahrer, dank der Berggorillas gibt es hier gut bezahlte Jobs“, begeisterte sich Francis. Wir haben noch angemerkt, dass Verlierer des Gorilla-Schutzes die Batwa sind und Francis meinte nur: „Ach ja, die!“

Die Population der Berggorillas hat sich stabilisiert, die Zahl der Batwa reduziert

Jahrhunderte lebten die Batwa fernab der Zivilisation in friedlicher Koexistenz mit den Berggorillas im Bergregenwald. Mit Einrichtung des Bwindi-Nationalparks wurden die Pygmäen von der ugandischen Armee zwangsumgesiedelt. An den Rand der Gesellschaft gedrängt, ist ihr heutiger Alltag von Armut und Perspektivlosigkeit gekennzeichnet. Seit ihrer Vertreibung aus dem Bergregenwald hat sich die Zahl der Batwa so stark reduziert, dass sie drohen, auszusterben. Der Bestand der Berggorillas hingegen ist seit Einrichtung des Bwindi-Nationalparks auf über 1.000 gewachsen, so dass ihr Status in der Roten Liste von vom Aussterben bedroht (critically endangered) auf stark gefährdet (endangered) zurückgestuft wurde.

Über unseren Besuch bei den Batwa am Rand des Bwindi-Nationalparks berichten wir im vorangegangenen Blogpost.

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