Auf Sri Lanka werden Gewürze vor allem von Kleinbauern produziert. Der weltweite Gewürzhandel hingegen liegt in den Händen weniger Konzerne. Die drücken die Preise immer weiter, so dass immer mehr Gewürzbauern verarmen. Der Faire Handel ist eine Alternative zum konventionellen Welthandel. Er ermöglicht es kleinen Produzenten, ihre Gewürze direkt zu vermarkten und so ihre Lebenssituation zu verbessern.
Ungewürzte Speisen sind fade und langweilig! Wir können uns ein Leben ohne Gewürze nicht vorstellen, denn wir lieben aromatische, pikante, sinnlich-scharfe Geschmackserfahrungen. Laut Deutschem Lebensmittelgesetz handelt es sich bei Gewürzen um Pflanzenteile, die nicht mehr als technisch notwendig bearbeitet sind und sich wegen ihres natürlichen Gehalts an Geschmacks- und Geruchsstoffen als würzende Zutaten für Lebensmittel eignen. Weil wir nicht nur gerne essen, sondern auch gerne kochen, stehen in unserem Küchenregal über 30 luftdicht verschlossene Gläschen mit getrockneten
- Blättern (z.B. Lorbeer, Majoran, Oregano),
- Blüten/Knospen (z.B. Gewürznelken, Safran),
- Samen/Früchten (z.B. Kardamom, Muskatnüsse, Paprika, Pfeffer, Vanille),
- Rinden (z.B. Zimt) und
- Wurzeln (z.B. Ingwer, Knoblauch, Kurkuma).
Die meisten Gewürze, die wir verwenden, stammen aus Übersee und werden im heißen, tropischen Regenwald angebaut.
Früher lag der Gewürzhandel in arabischer Hand
Bereits im Mittelalter verfeinerten die Europäer ihr Essen mit exotischen Gewürzen aus Asien. Für die importierten Geschmacksgeber mussten allerdings horrende Preise bezahlt werden und sie waren ein wichtiges Statussymbol. Das lukrative Geschäft mit den Gewürzen beherrschten lange Zeit arabische Händler. Sie erwarben in Indien, auf Sri Lanka und den Molukken Zimt, Kardamom, Pfeffer, Gewürznelken und Muskatnüsse, um sie dann an die Europäer weiterzuverkaufen. Erst nachdem Vasco da Gama 1498 den Seeweg von Europa nach Indien entdeckt hatte, begann der direkte Gewürzhandel zwischen Europäern und Südasiaten.
Sri Lanka wird auch Gewürzinsel genannt
Noch immer werden Gewürze weltweit gehandelt und ein wichtiges Gewürze produzierendes Land ist nach wie vor Sri Lanka. Auf der kleinen Insel im Indischen Ozean werden Gewürze vor allem im hügeligen Landesinneren in der Nähe der Stadt Kandy angebaut. Hier bewirtschaften Kleinbauern sogenannte Kandyan Home Gardens. Als wir vergangenen August das erste Mal in einem solchen Garten waren, machte uns die üppig-fremde Vegetation sprachlos. Gewürzbauer Gamini Kumarachandra, unser Gastgeber, brachte Licht in das wirre Grün und zeigte uns stolz Pflanzen, die auf Sri Lanka jedes Kind kennt: Muskatnussbäume mit ockergelben Früchten sowie Pfefferpflanzen, die an Wirtsbäumen vier Meter in die Höhe klettern. Darunter Reis-, Kurkuma- und Chilipflänzchen. Daneben Kaffeesträucher, Kokospalmen, riesige Mango-, Zimt-, Gewürznelken- und Jackfruchtbäume. „Reis, Gemüse und Früchte bauen wir für den Eigenbedarf an. Die Gewürze dagegen sind für den Export bestimmt. Früher haben wir unsere Zimtstangen, Pfefferkörner und Muskatnüsse für kleines Geld an Zwischenhändler verkauft. In manchen Jahren lagen die Gewürzpreise sogar unter den Produktionskosten. Seitdem meine Familie Mitglied bei SOFA ist, hat sich unser Leben verbessert. Nun erhalten wir nämlich einen angemessenen Preis für unsere Gewürze“, erzählte uns Gamini begeistert.
Der Faire Handel unterstützt kleine Gewürzbauern
SOFA ist die Abkürzung für Small Organic Farmers Association. Wir haben SOFA im August 2015 besucht. Die Organisation vereint über 2600 Kleinbauern und ihre Gewürze wurden von Fairtrade International Fairtrade-zertifiziert. Im Januar 2016 waren wir bei einem zweiten Gewürzproduzenten auf Sri Lanka zu Gast, bei der People’s Organisation for Development Import & Export, kurz PODIE genannt. PODIE vereint über 1500 Kleinbauern und ist Mitglied der World Fair Trade Organization. SOFA und PODIE sind sri-lankische Fair-Trade-Akteure und beide arbeiten weltweit mit Fair-Handels-Partnern zusammen. Unter den Marken WeltPartner (SOFA) und EL PUENTE (PODIE) kann man ihre Gewürze auch in deutschen Weltläden kaufen. Dank des Fairen Handels erhalten die Gewürzbauern einen fairen Preis für ihre Produkte, ihnen sind langfristige Handelsbeziehungen garantiert und sie konnten auf biologischen Anbau umsteigen.
Wir kaufen Bio-Gewürze und schätzen ihre heilende Wirkung
Gerade bei Gewürzen achten wir auf Bioqualität! Zum einen weil der Ökolandbau Mischkulturen, wie sie in den Kandyan Home Gardens betrieben werden, fördert und er den Einsatz von Kunstdünger und Pestiziden verbietet. Zum anderen weil Bio-Gewürze zur Konservierung nicht mit ionisierenden Strahlen behandelt werden dürfen und sie keine Geschmacksverstärker, synthetischen Gewürzaromen, Füll- und Farbstoffe enthalten. Bio-Gewürze passen sehr gut zu uns, da uns ein nachhaltiger, gesunder Lebensstil wichtig ist und viele Gewürze Heilmittel sind. Sie können vor Herz-Kreislauf-Problemen schützen, die Verdauung anregen, Entzündungen hemmen, die Gedächtnisleistung fördern, gegen Krebs wirken und die Stimmung aufhellen. Natürlich sind die gesundheitsfördernden Wirkungen von Gewürz zu Gewürz verschieden. Gemeinsam ist aber allen, dass sie keine Kalorien haben und unser Leben unglaublich bereichern!
Weil jedes Gewürz letztendlich ein eigenständiges Produkt ist, ist dieser Blogbeitrag der erste einer achtteiligen Reihe zum Thema Gewürze. In den folgenden Blogposts erzählen wir von unseren Besuchen bei verschiedenen sri-lankischen Kleinbauern, die Zimt, Muskatnüsse, Pfeffer, Kurkuma, Kardamom, Gewürznelken und Vanille produzieren. Pro Gewürz interessiert uns,
- wie es angebaut, geerntet und verarbeitet wird,
- wie man es verwenden kann,
- welche gesundheitsfördernden Wirkungen es hat und
- welche Vorteile der Faire Handel den Gewürzbauern bringt.
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