Akwasidae: Ein Fest sichert den Erhalt des Ashanti-Königreichs

mit Keine Kommentare

Im ghanaischen Kumasi feiern die Ashanti alle 42 Tage Akwasidae. Prachtvoll gekleidete Häuptlinge kommen zusammen, um dem König ihre Loyalität zu zeigen. Trommler und Tänzerinnen wirbeln herum. Gewehrschüsse fallen. Das Fest ist laut, bunt, pompös und voller jahrhundertealter Tradition.

Wir waren am 08. April 2018 im Herzen Ghanas, nämlich in Kumasi, der Hauptstadt des Ashanti-Königreichs. Es wurde Akwasidae gefeiert, ein Fest, das die Ashanti alle 42 Tage zelebrieren. In Ghana gibt es über 100 Ethnien und die Ashanti sind mit einem Bevölkerungsanteil von 14 Prozent die größte. Für sie hat ein Jahr neun Monate mit je 42 Tagen und immer am Ersten eines Monats findet Akwasidae statt. Der Festtag ist stets ein Sonntag und der Festort stets der Innenhof des Manhyia-Palasts.

Der Ashanti-König ist der mächtigste Mann Ghanas

Im Manhyia-Palast residiert Osei Tutu II. Er ist seit 1999 der König der Ashanti und damit der mächtigste Mann Ghanas. Zwar ist das westafrikanische Land eine parlamentarische Demokratie, daneben gibt es aber auch ein traditionelles Regentschaftssystem. So hat jede Ethnie ihren König und von allen ist der Ashanti-König der einflussreichste. Politiker sind von seinem Wohlwollen abhängig und fragen ihn vor wichtigen landespolitischen Entscheidungen um Rat. Neben dem demokratisch gewählten Präsidenten besuchen ausländische Staatsgäste deshalb für gewöhnlich auch Osei Tutu II. Umso erstaunlicher ist, dass es sich bei seinem Palast nicht um einen Prunkbau handelt, sondern eher um ein normales, etwas größer geratenes Haus.

Ahnen und Göttern werden Opfergaben dargebracht

Am Akwasidae-Morgen kommen im Manhyia-Palast Mitglieder der königlichen Familie und wichtige Würdenträger zusammen. Unter dem Ausschluss der Öffentlichkeit führen Priester heilige Rituale durch, die den Geist des Königs reinigen. Außerdem werden Ahnen und Göttern Opfergaben dargebracht, um sie zu ehren und den Fortbestand des Königreichs zu sichern. Erst danach beginnt um die Mittagszeit das öffentliche Akwasidae-Festival.

Paramount-Chiefs stellen ihre Amtsinsignien zur Schau

Wir waren bereits um elf Uhr im schattenlosen Innenhof des Manhyia-Palasts und haben in Ghanas erbarmungsloser Hitze fasziniert das Eintreffen der Festival-Teilnehmer beobachtet. Gewickelt in traditionelle Umhänge aus handgewebtem Kente-Stoff kamen immer mehr Paramount-Chiefs, auch Ober-Häuptlinge genannt, auf das Akwasidae-Gelände. Bei offiziellen Anlässen tragen die Paramount-Chiefs zum Zeichen ihrer Macht üppigen Goldschmuck, reich verzierte Sandalen sowie kunstvoll gearbeitete Stöcke mit vergoldetem Knauf. In der Hierarchie stehen sie direkt unter dem König, gefolgt von Häuptlingen und Unter-Häuptlingen, die man am ehesten mit Dorf-Bürgermeistern vergleichen kann. Jeder Paramount-Chief hat ein eigenes, kleines Territorium und eine Funktion am Königshof, wobei es bei den Ashanti 56 Ober-Häuptlinge gibt. Nur einer war nicht farbenfroh, sondern schwarz gekleidet. Er sah furchterregend aus und wurde von einer bewaffneten Garde mit geladenen Gewehren begleitet. Ohrenbetäubend krachten Schüsse durch die Luft.

Der Ashanti-König schwebt in einer Sänfte auf das Akwasidae-Gelände

Und dann ertönten auf einmal Trommeln und Elfenbeinhörner. Das Gedränge wurde enger und wir entdeckten Osei Tutu II, wie er in einer Sänfte durch den Innenhof zu einem für ihn reservierten Podest getragen wurde. Er ließ sich unter einem prunkvollen Schirm nieder, umgeben von seinen Leibwächtern, Beratern und Mitgliedern des königlichen Gerichts. Die Amtstracht des Königs ist noch farbenprächtiger als die der Paramount-Chiefs. Sein Goldschmuck ist noch gewaltiger und er trägt ein mit goldenen Sternen besetztes Stirnband. Beim Akwasidae-Festival ist es die Aufgabe des Zeremonienmeister, Osei Tutu II Luft mit Straußenfedern zuzufächeln und ihm lästige Schweißperlen aus dem Gesicht zu tupfen. Das ist nötig, denn die Untertanen haben mehrere Stunden die Gelegenheit, dem König ihre Ehrerbietung zu zeigen und Geschenke zu überreichen.

Die Untertanen schenken ihrem König Schnaps

Natürlich machen Osei Tutu II Häuptlinge unterschiedlichen Rangs und gemeine Ashanti ihre Aufwartung. Beliebte Mitbringsel sind edle Kente-Stoffe und Unmengen Schnaps. Je wichtiger die Person ist, umso mehr darf sie sich dem König nähern. Paramount-Chiefs dürfen sogar ein paar Worte mit ihm wechseln. Dieses Privileg wird auch Berühmtheiten zuteil. Als wir da waren, gehörten zu den Erkorenen Henri Konan Bédié, der ehemaliger Präsident der Elfenbeinküste, sowie Ms Princess Duncan, ein ghanaisches Model und amtierende Miss Commonwealth. Zu den Auserwählten zählte auch der ghanaische Afropop-Sänger Stonebwoy, der dem König fast schon ein bisschen die Show stahl. Beim Anblick des Musikstars begannen die Mädchen zu kreischen und er war das beliebteste Handy-Fotomotiv des Tages.

Ein erotischer Tanz beendet Akwasidae

Irgendwann erklangen wieder die Trommeln und Elfenbeinhörner. Leicht bekleidete Männer und Frauen begannen, erotisch zu tanzen. Der König setzte sich in seine Sänfte und wurde, seinen Untertanen zuwinkend, zurück in den Manhyia-Palast getragen. Für uns bedeutete sein Abgang das Ende eines wunderbaren, exotischen Festes. Für alle anderen war es der Beginn einer 42-tägigen Zeitspanne, an deren Ende erneut Akwasidae zelebriert wird. Das ist seit 1680 so. Damals wurde das Ashanti-Königreich gegründet.

Uns gewährte der Ashanti-König keine Privataudienz

Wir hatten Osei Tutu II um eine Privataudienz gebeten, um uns mit ihm über die Kakao-Kampagne zu unterhalten, deren Botschafter er ist. Im Ashanti-Königreich wird nämlich sehr viel Kakao angebaut und wir waren vor eineinhalb Jahren bei einer seiner Untertaninnen zu Gast, bei Kakaobäuerin Theresa. Das Ziel der Kakao-Kampagne ist es, dass die Ghanaer zukünftig nicht ausschließlich Kakaobohnen exportieren, sondern vermehrt Schokolade produzieren und selbst konsumieren. Bestimmt wäre es sehr spannend gewesen, uns mit Osei Tutu II darüber zu unterhalten, zumal er in Großbritannien studiert hat, weit gereist ist und ein sehr interessanter Gesprächspartner sein soll. Er hat uns jedoch nicht empfangen. Zu seinen ehemaligen Gästen zählen Horst Köhler, Queen Elisabeth und Nelson Mandela. Im Vergleich zu denen sind wir einfach zu unbedeutend. Irgendwie schade.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

drei + neun =