Bananen und die Kampagne „Make Fruit Fair!“

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In Deutschland locken alle großen Einzelhandelsketten die Kunden mit Bananen-Billigangeboten in die Supermärkte. Seit 20 Jahren ist der Preis für Bananen kaum gestiegen. Leid tragend sind die Plantagenarbeiter in den Anbaugebieten, denn sie produzieren die beliebte krumme Frucht unter prekären Arbeitsbedingungen.

Zunächst einmal zur Terminologie: Jede Staude bringt ein etwa 45 Kilogramm schweres Büschel hervor. Dieses Büschel besteht aus circa 16 Händen. Eine Hand wiederum hat rund 13 Finger. Und diese Finger, auch Bananen genannt, sind in Deutschland nach Äpfeln das zweitbeliebteste Obst. Im Durchschnitt isst jeder Bundesbürger jährlich zwölf Kilogramm Bananen, das heißt über 90 Stück! Dabei wachsen die Fingerfrüchte gar nicht in unserem gemäßigten Klima, sondern in der heißesten Zone der Erde, den Tropen!

Ecuador ist der größte Bananenexporteur der Welt

Von Südostasien über Afrika und die kanarischen Inseln gelangten Bananen im 16. Jahrhundert auf den amerikanischen Kontinent. Zu jener Zeit waren sie in Deutschland völlig unbekannt. Erst mit der Erfindung der Eisenbahn und des Kühlsystems auf Frachtschiffen begann Ende des 19. Jahrhunderts das große Geschäft mit den leicht verderblichen Früchten. Die erste Banane, die es in Deutschland zu kaufen gab, importierte 1909 das Delikatessenhaus Dallmayer. Vom Handel mit Bananen profitieren seit jeher wenige Konzerne. Bis heute kontrollieren die US-Fruchtmultis Chiquita, Dole und Del Monte 65 Prozent des Weltmarkts. Sie haben großen Einfluss auf die Geschicke in den Anbauländern, weil sie die Arbeitsbedingungen, Handelswege und Preise bestimmen. Wegen seiner geographischen Nähe zu den USA sind Chiquita, Dole und Del Monte vor allem in Lateinamerika aktiv. Aus dieser Region stammen 70 Prozent der global gehandelten Bananen, wobei Ecuador mit einem Marktanteil von 30 Prozent der größte Bananenexporteur der Welt ist: Mehr als 184.000 Hektar des kleinen, südamerikanischen Landes sind mit Bananenstauden bestückt.

Gehandelt wird vor allem die Bananensorte Cavendish

Ich war im Mai dieses Jahres im Rahmen einer Pressereise in Machala, der Bananenhauptstadt Ecuadors. Schon die Anfahrt vom Guayaquiler Flughafen war beeindruckend. Irgendwann begann das Bananenland, wo sich links und rechts der Straßen unendliche Bananenplantagen befinden. Sechs Meter ragen die Stauden in die Höhe. Sie stehen in Reih und Glied und alle sehen genau gleich aus. Das ist kein Wunder, denn es wird ausschließlich die Sorte Cavendish angebaut. Sie ist eine von über 400 Bananensorten und macht 99 Prozent des Welthandels aus! Ich kann mich nicht erinnern, Monokultur jemals zuvor in solcher Reinform gesehen zu haben.

Pestizid-Flugzeuge kreisen über den Bananenplantagen

Um die Bananenplantagen anzulegen, wurden im Südwesten Ecuadors große Flächen tropischen Regenwalds abgeholzt. Die Rodungen verbunden mit der monokulturellen Nutzung des Erdreichs führen zu Erosion, sinkender Fruchtbarkeit des Bodens und steigender Schädlingsanfälligkeit der Stauden. Deshalb fliegen im Großraum Machala morgens und abends Flugzeuge über die riesigen Bananenfelder. Sie versprühen Chemikalien, die die krummen Früchte vor Bakterien, Schimmel, Würmern und Insekten schützen sowie Unkraut vernichten. Natürlich landen die Pestizide nicht nur auf den Plantagen, sondern auch in Flüssen und Biotopen, auf Häusern, Wegen und Menschen. Kontakt mit den chemischen Substanzen verursacht Kopfschmerzen, Fieber, Schwindel, Übelkeit und Erbrechen, wie eine Studie von Oxfam zeigt. Die Entwicklungsorganisation befragte vor sechs Jahren 117 ecuadorianische Plantagenarbeiter aus dem Bananensektor. Die Erhebung belegt weiterhin, dass die Plantagenbesitzer ihren Arbeitern bei Weitem nicht den ecuadorianischen Mindestlohn bezahlen, der geringe 375 US-Dollar pro Monat beträgt. Ein Aufbegehren ist kaum möglich, weil Gewerkschaften selten sind und Arbeitsrechtler eingeschüchtert werden.

„Make Fruit Fair!“ fordert nachhaltigen Handel mit tropischen Früchten

Für die Umsetzung von Sozial- und Umweltstandards im Handel mit tropischen Früchten setzen sich im Rahmen der Kampagne „Make Fruit Fair!“ 19 Organisationen aus aller Welt ein. Sie fordern Erzeuger, Lebensmittelindustrie und Handelsunternehmen auf, dafür zu sorgen, dass auf den Fruchtplantagen existenzsichernde Löhne bezahlt, Arbeits- und Gewerkschaftsrechte eingehalten sowie weniger hochgiftige Pflanzenschutzmittel eingesetzt werden. Vor allem an die Supermärkte als machtvollste Akteure in der Beschaffungskette wird appelliert, faire Preise an ihre Zulieferer zu entrichten. Gerade bei Bananen ist dieser Appell extrem wichtig, denn deren Preis ist in deutschen Supermärkten seit 20 Jahren kaum gestiegen. Alle großen Einzelhandelsketten unterbieten sich mit Bananen-Billigangeboten. Die Fingerfrüchte gelten als Schlüsselprodukt: Mit günstigen Bananenpreisen sollen Kunden in die Märkte gelockt werden! Deshalb ist es nicht verwunderlich, dass sich unter den 19 „Make Fruit Fair!“ Organisationen auch Bananenspezialisten befinden, so die deutsche Non-Profit-Organisation BanaFair und der ecuadorianische Kleinbauernverband UROCAL (Unión Regional de Organizaciones Campesinas del Litoral).

Fairer Handel und Bio ermöglichen Kleinbauern den Marktzugang

In Ecuador gibt es etwa 3.800 kleine Bananenproduzenten. Sie bewirtschaften zusammen 26 Prozent des Bananenlandes. Mangels einer Alternative verkaufen die meisten Kleinbauern ihre Fingerfrüchte für einen geringen Preis an die riesigen Fruchtmultis. Anders ist das bei den UROCAL-Mitgliedern, denn sie produzieren Fair-Trade-Bio-Bananen. „Die Zertifizierungen sind zwar richtig teuer, der Faire Handel und Bio ermöglichen es uns aber, in Nischen auf dem Weltmarkt Fuß zu fassen. Den Großteil unserer Bananen verkaufen wir direkt an BanaFair in Deutschland“, erzählte mir Yony Yanzaguano. Er ist seit 1999 Mitglied bei UROCAL und aktuell der Präsident des Verbands. Ich habe Yony im Mai kennengelernt, denn zu der zehntägigen Pressereise, an der ich teilgenommen habe, hatte die Kampagne „Make Fruit Fair!“ eingeladen. Sie führte mich und drei weitere Medienvertreter zu UROCAL nach Machala. Ich habe nicht nur in Gesprächen viel über den konventionellen Bananenanbau in Ecuador und die Kampagne „Make Fruit Fair!“ erfahren, sondern auch sehr anschaulich den Arbeitsalltag der UROCAL-Bio-Bananenbauern erlebt. Dazu gibt es mehr im folgenden Blogpost!

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